Letztes Licht

Mit kurzen grauen Tagen beginnt der Januar, stark bewölkt bis regenreich. Mit der Sonne versteckt sich auch die Neugier, ohne Licht bleibt auch die Kamera im Dunkeln. Doch dann: After the rain comes sun. Singt man so und weiß man ja. Aber als ich zum Feierabend zur Tür rein komme und sie linst noch kurz durch's Fenster um Hallo zu sagen, da ist die Freude ganz auf meiner Seite. Sie taucht nochmal alles in ihr liebes letztes Licht, kurz vor Tagesende, als wollte sie uns hoffnungsvoll zureden. Nein, es ist nicht immer grau und dunkel, alles nur eine Frage der Ausleuchtung. Ich bin da, keine Panik. Nach dem Regen komme ich doch, echt jetzt. Danke für die Bestätigung, das erleichtert ungemein.

Anfängergeist

Neugier zu Neujahr. Das Jahr noch völlig frisch, breitet sich wie ein noch unbeschriebenes Notizheft vor uns aus. Angst vor dem weißen Blatt? Erwartungsvoll, weil alles möglich ist. Sorgenvoll, weil alles möglich ist. Vorahnungen und Nachwehen, Wünsche und Visionen. All dies kann schwer lasten, den Start schon erschweren, bevor wir überhaupt richtig angefangen haben.
Drum will ich es im Januar mit mehr Neugier im Fokus versuchen. Sie soll der Angst den Stachel ziehen, sagt man. Ohne sie zu ignorieren. Sie fragt, statt automatisch einzuordnen, sie ist offen interessiert, statt einseitig bewertend. Als sähe sie alles zum ersten Mal, als wisse sie nichts und möchte aber alles verstehen. Sie kann der Filter sein, der die bekannte Umwelt in ein neues Licht setzt. Und uns so auf neue Wege führt, uns Alternativen zeigt.
Ich frage mich, was uns dieses Jahr erwartet, persönlich wie gesellschaftlich. Ich frage mich, wie ich dem begegnen kann und welche Ressourcen ich dafür zur Verfügung habe. Ich frage mich, was passiert, wenn ich statt X mal Z mache. Ich frage mich, wo ich gebraucht werde und was ich anbieten kann. Ich frage mich, was ich heute auf meinem Heimweg Neues sehe. Wie fühle ich mich, wenn ich aufhöre dieses zu tun und anfange jenes zu machen? Was habe ich eigentlich noch nicht versucht und was kommt wohl dabei raus, wenn ich ihm eine Chance gebe? Fragen über Fragen, die dieser Anfängergeist stellt. Wenn ich es ihm erlaube und nicht zurück ins Gewohnte gezerrt werde. Ich bin neugierig, wie es mir gelingt.
Frostfreude

Nichtmehr taufrisch am Jahresende, eher etwas zerknautscht und abgelabbert. Die Luft ist raus, erfahrungsgemäß bin ich damit nicht allein. Ich häng' so rum, nur Sonne und Frostfreude locken mich raus. Ab in den Wald, klar. Laufen, atmen, angucken was Wald und Wasser mit Wintersonne bei Minustemperaturen wieder Hübsches zaubern. Feinstes Glitzerglänz. So schafft es das schlaffste Blatt im rechten Licht noch zu glanzvoller Optik. Das Hinreißende im Unperfekten. Für mich hat es nicht weniger Charme als das pralle, saftige Grün jungen Frühlingslaubs. Es hat was hinter sich, ein Jahr geht nicht spurlos an uns vorbei. Also Zeit für ein Atempäuschen, ablegen oder abhängen, durchatmen oder durchfeiern, je nach Laune. Um wieder frisch zu werden für die nächste Runde um die Sonne. Entspannten Übergang, wir sehen uns dort.

Stimmungsvoll

Ein Wintermorgen in Brandenburg. Dieses Licht. Und so schön leise.
Ein Bild vom Jahresanfang, was mich nun zum Jahresende wieder in diese Stimmung versetzt, in der ich dort am Wiesenrand stand. Noch nicht richtig Tag, aber auch keine Nacht mehr. Die Ruhe vor dem Hereinbrechen der Geschäftigkeit des Tages. Ein Moment des Friedens.
Bilder können das, uns zurückversetzen. Wiederaufleben lassen, was uns dazu bewegt hat, das Foto überhaupt erst zu machen. Um ihn festzuhalten, diesen Moment, um ihn immer wieder Revue passieren lassen zu können.
Jetzt ist Weihnachten - und Frieden an vielen Orten dieser Welt, zwischen so vielen Menschen und in ungezählten Familien nur eine vage Erinnerung, ein vielleicht noch nie erlebtes theoretisches Konstrukt. Die gelebte Erfahrung sieht vielerorts anders aus. Ich möchte dies nicht aus dem Blick verlieren, wenn ich meine persönlichen friedlichen Augenblicke erlebe und festhalte. In der Hoffnung, dass sie sich multiplizieren und (ver)teilen lassen, sich Frieden ausbreitet und immer größere Kreise zieht. Eine naive Wunschvorstellung, vielleicht - aber wenn ich mir was wünschen kann, dann ja wohl an Heiligabend.
Friedliche und fröhliche Feiertage an alle. Wie auch immer ihr sie verbringt. Und vor allem der Wunsch, dass sich Frieden und Fröhlichkeit auch über's Fest hinaus halten. Ich freue mich in jedem Fall, nach einer kurzen Pause ab Neujahr in diesem Digital-Zuhause wieder Gäste zu empfangen.
Bis dahin: Merry Christmas everyone.

Spiel und Spaß

Zwischen Alltagssorgen und Pflichtbewusstsein, Verantwortungsgefühl und Ernsthaftigkeit, globalen Nöten und persönlichen Sorgen ist oft kaum noch Platz. Im Kopf, im Tag, im Kalender. Zumindest bei den meisten Menschen jenseits des Teenageralters, die auch nur ansatzweise so ähnlich gestrickt sind wie ich. Da wird's schnell trüb und trist, wenn nicht etwas Farbe reingelassen wird. Die Kids wissen ja immer noch am besten, wie das geht und ich bin dankbar, dass sie mir mit kleinen Erinnerungen immer wieder auf die Sprünge helfen, diese kleinen coolen Künstler. Und dann denke ich an sie, wie sie jetzt in den Ferien, einen Tag vor Heiligabend, zwischen Vorfreude und Süßigkeiten, die saisonalen Spiele und Späße vollends auskosten. Das ist zu Weihnachten schließlich Pflicht, im besten kindlichen Sinne.
Unter meinen Füßen


Himmel und Erde. Laub und Matsch. Wasser und Äste. Schotter und Spuren.
Das erdet verlässlich, auch heute.
Im Winter


"Zur Sonnenwende verneigen wir uns vor der Nacht und heißen das Licht willkommen."
Der Satz ist nicht von mir, nur von mir grob übersetzt. Kam mir heute in einem Podcast unter und schwang beim Draußenlaufen noch mit.
Ja, es ist Winter und ja, es ist einen wesentlichen Teil des Tages dunkel. Und gleichzeitig scheint und wärmt die Sonne in den Stunden dazwischen - sogar mit noch eindrucksvollerem Licht und imposanterer Wolkenshow als zu den anderen Jahreszeiten, wie ich finde. Als möchte sie ihre kurze Anwesenheit mit dem Mehr an Pomp kompensieren. Ich bewundere sie auf den zugigen Feldwegen und halte sie als Erinnerung für die dunkle Tageszeit fest.
Willkommen, liebes Licht, ich freue mich, dich ab heute jeden Tag ein bisschen länger hier zu haben.
Ich freu' mich über...

...die leuchtend rote Rose mitten im Dezember, mitten im verwelkten Braun eines Vorgartens meiner Nachbarschaft. Als wollte sie sagen: Halt' durch. Shine on. Es mag kalt und unwirtlich sein, das heißt aber nicht, dass du eingehen musst. Schau mich an, ich bin ein strahlender Knaller mit dem auch keiner rechnet.
Ich freu' mich über den Fakt, dass heute Freitag ist und das Wochenende wie eine rettende Insel vor mir liegt. Ich freu' mich über selbstgemachte Pizza und den richtigen Song zur richtigen Zeit. Über die Wolldecke an meinen Füßen und frische Luft im Gesicht. Über liebe Gesellschaft und redefreie Alleinzeit.
Ich freu' mich besonders über dieses digitale Zuhause, dass langsam möbliert wird, in dem ich es mir beginne bequem zu machen . Und ganz, ganz besonders freu' ich mich, dass sogar Gäste vorbeikommen und sich hier umsehen! Ich freu' mich, wenn sie wiederkommen und wir in Verbindung bleiben, das wäre wundervoll. Hier bleibt auf jeden Fall auch nach den Feiertagen weiterhin geöffnet. Bald gibt's sicher auch'n Postkasten und eine richtige Meldeadresse.
Ich freu' mich drauf.
Sterne

Große Pläne hatte ich heute für einen abendlichen, ganz achtsamen Fotoshoot in der adventlich geschmückten Altstadt meiner neuen Wahlheimat. Denn, wenn es hier zu dieser Jahreszeit etwas zu sehen/bestaunen/fotografieren gibt, dann sind das - ja, richtig- nämlich Sterne. In ungezählten Fenstern, vor Haustüren, an Bäumen und Laternenmasten blinkt und leuchtet es vielfarbig um die Wette. Fiel mir in dieser ersten Vorweihnachtszeit hier besonders deutlich auf. Nach persönlicher Schätzung vielleicht die höchste Pro-Kopf-Dichte an Herrnhuter Sternen im Bundesgebiet. (So viele, dass ich inzwischen sogar ihren speziellen Namen kenne. Vorher noch nie davon gehört.) In einigen Gässchen sicherlich schon mietrechtlich im Vertrag verankert, dass spätestens ab Ende November ein Leuchtstern über'm Eingang hängen muss. Wegen der Idylle, des Glanzes, der Ramontik. Und der Touristen und Neuzugezogenen, die knipsen wollen. Ja, damit kriegen sie sogar mich, die kaum weniger für Weihnachtsschmuck zu begeistern sein könnte.
Deswegen ja auch: Fotos geplant. Kaum setze ich zum bislang trockenen Feierabend den Fuß vor die Tür, setzt allerdings heftigster Regen ein und es schifft den ganzen Abend. Da ist dann auch bei mir schnell Schluss mit Sternstunde, bei aller Liebe.
Und was lerne ich (mal wieder) da draus? Planen und Erwartungshaltungen aufbauen taugt selten was. Lieber den Moment mit all seinen Sternchen so nehmen, statt sie in die Zukunft aufzuschieben. Auf meinem Notizheft sind schließlich auch sehr schöne Exemplare - und die sind trocken, im Warmen und ohne Menschenauflauf zu haben.
In meiner Hand

Ein Schwack kaltes Wasser, dazu ein Klecks Seife. Die warme Tasse Kaffee. Ein Kugelschreiber. Löffel und Messer. Ein Frotteehandtuch, nicht mehr ganz so weich. All die Rillen und Linien, die immer da sind. Ein Apfel. Schlüsselbund und Telefon. Ein andere Hand, die meine hält. Kamera. Wasserflasche. Eine Gabel. Meine Stulle zum Mittag. Münzgeld. Zettel, immer wieder Zettel. Meine Hand, in die andere gelegt. Zwei Hübe Desinfektionsmittel. Stückchen Schoki. Ein Buch, unbedingt. Der hübsche Holzvogel.
Und all die anderen ungezählten Dinge, die ich heute im Automatismus in meinen Fingern hatte, ohne ihnen Aufmerksamkeit zu schenken.