Mal umgedreht

Die gewohnte Blickrichtung zu wechseln, im Alltag mal was umzudrehen und anders zu machen, empfinde ich als echte Herausforderung. Es ist komfortabel in meiner Komfortzone des Gewohnten, deswegen heißt sie ja auch so. Und deswegen bewege ich mich so gern in ihr. Heute habe ich sie in dieser Hinsicht kaum verlassen, die Überschrift des Tages erinnert mich am Abend erst wieder. Was lässt sich heute noch umdrehen?
Mein eigener Blick, der Fokus meiner Kamera. Mal nicht weg von mir, nach draußen. Sondern auf mich gerichtet, eingerahmt. So, dass ich nicht wegsehen kann. So, dass es herausfordernd wird. Denn dann wird's ja eigentlich erst richtig spannend.
Tierische Freu(n)de


Jaja, die Berlin Balcony Birds. Coole Gang von Blau- und Kohlmeisen, die jedes Jahr verlässlich auf unserer Brüstung saßen und pickten, was die Schalen und Knödel so hergaben. Posierten und flatterten, sich um die besten Futterplätze fetzten und dann wieder im Baum auf sicherem Abstand Stellung bezogen. Was ein Spaß. Das war an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit. Nun fehlen sie mir und ich frage mich, was die gefiederten Freunde in der großen Stadt wohl so treiben. Andere Balkone auschecken, quietschfidel Capital City unsicher machen und die Nachmieter erfreuen. Ich hoffe's doch. Und suche mir derweil vor Ort mal neue Futterfreunde.
Ganz grün









Ganz grün oder teilbegrünt. Wild gewachsen oder blind zurückgelassen. Immergrün oder immernochgrün. Natürlich grünlich oder doch bloß künstlich.
Ein Farbspaziergang.
Ruhepol

Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Etwas länger ausatmen. Bemerken, dass ich das tue. Bemerken, dass ich an was anderes denke. Bemerken, dass die Unruhe kommt. Bemerken, wie sie wieder geht. Nur beobachten, nix tun.
Verlässlicher Ankerplatz, nur sitzen und still sein, egal wie lang. Auch in mobiler Version verfügbar, jederzeit und überall anzuwenden, ohne Kissen und Kram.
Schreibt sich so leicht und fällt mir oft so schwer. Jaja, dranbleiben lohnt sich, ich weiß schon.
Ein Teil von mir

Sie ist ein Teil von mir, nach all den Jahren, die wir nun schon gemeinsam verbringen. Ohne sie fehlt mir was im Gesicht. Ohne sie fühle ich mich unvollständig, etwas verloren, nur eingeschränkt funktionsfähig. Sie schenkt meinem Sichtfeld Kontur und Klarheit (meistens zumindest, saubere Scheiben vorausgesetzt), gibt mir Weitsicht und Fokus. Lässt mich auch außerhalb meiner vier Wände ohne viel Stolpern, Anecken und Irritation verkehren.
Schon groß, was zwei kleine Stückchen Glas umrandet von Acetat mir geben. Dankesehr. Ich hoffe, sie bleibt mir noch etwas erhalten, so schön, wie sie ist.

Rund und bunt


Belebend und selbstklebend.
Genuss und Gedöns.
Gegessen und gefreut.
Auf meinem Tisch


Auf meinem Tisch in der Küche wechseln sich Tassen mit Tellern ab, machen Kaffee und Kerze gute Stimmung, liegen Kladde und Kugelschreiber schreibbereit. In all dem Hin- und Wegräumen bleibt aber eine Konstante auf der Platte: die Pflanze. Im grauen Übertopf leistet sie uns treu Gesellschaft, ist schon mit umgezogen und hat sich auch auf diesem Küchentisch wieder hervorragend eingerichtet. Ständig kommt ein neues Blatt, immer wieder, faltet sich auf und streckt sich zum Licht. Sie ist genügsam, kommt mit wenig Licht und Platz aus, ab und an etwas Wasser reicht ihr schon zum prächtigen Gedeihen. Umtopfen täte ihr sicher gut - nur fürchten wir ihr dann sicher bahnbrechendes Wachstum.
Wir hätten ja auch gern noch Platz am Tisch.
Verbunden sein

An einem Tag, an dem die eigenen Worte nicht so recht raus wollen, begegnen mir dann doch noch ein paar fremde, die es treffen:
"Wenn man einander schreibt, ist man wie durch ein Seil verbunden."
Meint Kafka. Und wer bin ich, dem zu widersprechen. Lieber schreibe ich weiter, versuche so viele Seile wie möglich zu spannen und noch ein paar hübsche Lichtchen dranzuhängen. Heller darf es schließlich auch gern wieder werden.
Schokolade


Ob flüssig und heiß oder fest und kühl, das ist mir ziemlich gleich. Hauptsache, am Nachmittag in greifbarer Nähe. Eins haben alle Versionen früher oder später sowieso gemein: Es bleibt nicht viel übrig. Reine Selbstbeherrschung für den Fotozweck, dass noch Krümel zu erkennen sind.

