Fotografieren fürs Gemüt

Ein Sammelalbum

Licht, morgens

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort, kaum finde ich einen schöneren Grund früh aufzustehen. Noch ein bisschen umnebelt, in Watte gepackt, zart den Tag beginnen. Nur ein kurzer Moment zwischen Noch-Nacht und Schon-Tag, umso wunder-voller zeigt er sich.

Herbstlich(t)

Und so gehe ich los und gucke nach kleinen Herbstwundern, an diesen Nochspätsommertagen und in den kommenden Jetztaberherbstwochen, in denen das Licht immer weniger und gleichzeitig so viel schöner wird. Sammele Bilder wie bunte Blätter, freue mich dran wie an braunglänzenden Kastanien, die sich so schön glatt in meiner Hand anfühlen. Bald liegen sie unten, nicht mehr lang.

Blickwinkel

Die erste Seite meines neuen Buches empfängt mich mit einem Zitat von Hans Christian Andersen und ich fühle mich ertappt. Sinngemäß meint es, dass die Welt eine Ansammlung von Wundern ist, wir aber so knietief und engstirnig mittendrin stehen, dass wir sie als gewöhnliche Dinge betrachten. Als nicht der Rede wert, alltäglich, ja fast schon langweilig.

Nach einem an mir vorbei rauschenden Monat im Tunnel-Modus erinnert es mich einmal mehr daran, dass ich eine Wahl habe. Dass es darum geht, wie ich die Dinge betrachte und bezeichne. Wie ich hinsehe und worauf ich meine Aufmerksamkeit lenke. Ob ich näher hinschauen und was für ein Bild ich (mir) machen will. Diese Wahl möchte in jedem Moment von mir getroffen werden und das Schöne ist: Ich kann mich in jedem Augenblick neu entscheiden. Immer wieder neu starten, egal was vorher war. So auch jetzt. Wie befreiend.

Stilles Wasser

Ohne Worte. Natürlich.

Gelb

Ein abendlicher Farbspaziergang.

Leer

Kaum beziehe ich diese neuen digitalen Räume, freue mich an der eigenen Adresse und dem vielen hübschen Platz, geht es mir wie bei richtigen Wohnungsumzügen: Ich steh davor, im leeren Raum, und hab keinen Schimmer, wie ich ihn einrichten soll/will/kann. Ideenlos, unentschlossen, voll mit der Erwartungshaltung, dass das hier aber jetzt auch echt richtig doll werden muss. Und auch voll werden muss. Und dann wiederum fällt mir schon mal gleich gar nichts ein. Dä.

Alles fließt in Kreisläufen - mal mehr, mal weniger üppig. Es wird auch wieder anders, die (scheinbare) Leere wird mit etwas anderem gefüllt. Sie ist auch wichtig, verlangt nach meiner Akzeptanz. Oder sagen wir so: Inzwischen weiß ich, dass Widerstand zwecklos ist. Einfach annehmen, das Sommerloch.

Und schon füllt es sich wieder mit Blumen, mit was denn auch sonst.

Leise

Soviel wozu ich gerade ganz laut NEIN sagen will. Globale Katastrophen, menschliches Unrecht, klimatische Extreme. Brauch' ich euch nicht sagen, es ist allgegenwärtig. Wenn ich damit allein zu Hause sitze, werde ich verrückt. Wenn ich rausgehe und schaue, wie andere damit umgehen, werde ich inspiriert.
Denn Widerstand muss nicht laut und Aktivismus nicht krachend sein, um Kraft zu haben. Craftivism erinnert mich daran. Power to the Stricknadel. Ein leises, buntes JA zu Frieden und Vielfalt, zu Farbe und Schönheit, zu Überraschung und Kreativität im öffentlichen Raum. Ein gar nicht so leises DANKE von mir an die Leute, die ihre Energie und Zeit, ihre Wut und ihre Begeisterung auf diesem Wege rauslassen. Friedlich und freundlich, lebendig und leise. Aber mit umso größerer Wirkung.

Licht

Soviel davon in diesen Tagen.

Was machst du aus all dem Licht?

Fragt mich die Juni-Seite eines Kunstkalenders im Vorbeigehen.
Bilder, am liebsten.
Zum Sammeln und Teilen.
Meine Art des Einweckens für dunklere Zeiten.

Ausgeblüht

Wochenlang guckte ich in ein cremeweißes Blütenmeer, wenn ich nach draußen sah. Konnte verfolgen, wie aus kleinen Knospen üppig blühende Dolden wurden, aus denen Hummeln ihre Schnuten genauso wenig lassen konnten, wie ich. Ein Fest für Augen und Nase, wie berauscht lief ich durch unsere Nachbarschaft, hielt den Kopf aus dem Fenster, um nochmal einen tiefen Zug zu nehmen. Vom Aroma, vom Anblick der Gewöhnlichen Robinie. Für mich persönlich nicht gewöhnlich. Konnte mich nicht satt sehen an ihr, wollte nicht, dass es aufhört, das Blütenfest. Nein, nein, jetzt noch nicht.
Aber - doch, so viel Lebenserfahrung habe ich inzwischen - ich weiß ja, dass jedes Fest mal vorbei ist. Jede Blüte verwelkt, jeder Rausch endet. So ist das. Und (in der Regel) ist das ja auch gut so. Das will ich zugegebenermaßen - Lebenserfahrung hin oder her - nicht immer hören. Aber schließlich ergibt sich dann was Neues, was Anderes. Frische Formen, neue Muster, ein veränderter Zustand. In diesem Sinne: Vorbei der (Muster-)Mai. Yippieh, jetzt ist Juni.
Und? Was sehe ich jetzt? Mal sehen.

Bodenbilder

Blüten und Blätter zwischen Beton und Bodenrinnen. Besonders bildhübsch.