Fotografieren fürs Gemüt

Ein Sammelalbum

Fassade

Muster können Masken sein. Sie verhängen, was wir nicht zeigen wollen, weil wir denken, es ist nicht gut genug/hübsch genug/sozial akzeptiert/stark/was auch immer wir glauben. Das haben wir lebenslang gelernt, darin sind wir inzwischen Profis und in den meisten Fällen hat uns das auch gute Dienste geleistet. Aber was, wenn wir selber schon nicht mehr richtig sehen, was auf der anderen Seite der Maske ist? Wenn uns die Maske, das Muster schon so vertraut sind, das wir es gar nicht mehr bemerken? Und wenn es dann auch noch anstrengend ist, das immer so vor sich herzutragen, um ja nicht aufzufallen?

Dann lohnt auch hier genaueres Hinschauen. Dahintergucken. Fragen stellen. Abschütteln oder zumindest kurz ablegen, wenn es safe ist. Damit wir wieder klar sehen und klar gesehen werden (von denen, die das verdienen). Wir mögen nicht makellos und fehlerfrei, weder frisch renoviert noch taufrisch sein, aber ist das nicht herrlich? Schließlich vereint uns das alle und macht uns gleichzeitig besonders.
Da wird's doch gerade erst interessant.

Draußen

Drinnen

Wasser

Mal mangelt es, mal ist es im Überfluss vorhanden, manchmal liegen zwischen diesen Zuständen nur wenige Stunden oder ein paar Meter. Es mustert in seiner Abwesenheit und malt in seiner Anwesenheit, hinterlässt Spuren in jeder Form.

Wie sieht das Muster im eigenen Wasserhaushalt aus? Sind wir schon trocken gelaufen oder hervorragend hydriert? Aus welcher Quelle lässt sich gerade schöpfen oder welche Durststrecke gilt es zu überbrücken? Da lässt sich bei einem kühlen Glas H2O doch mal drüber sinnieren. Wohl bekomm's.

Natürlich

Rosafarbene Rundungen des Rhododendron recken sich raus.
Filigrane Farne fangen an sich zu entfalten.
Blasse Buchenblätter bekleiden ganze Baumreihen, breiten sich aus, bilden buschige Dächer.
Puschige Punkte der Pusteblume polstern den Wegrand, fliegend verteilen sich ihre Fallschirme wie in V-Formation.
Eine Schnecke schwenkt ihr schickes spiralförmiges Musterhaus über den Schotter.
Sie alle können dieser Tage gar nicht anders, als richtig aus sich rauszugehen. Machen einfach ihr Ding, folgen schlicht ihrem Muster.

Und wir?
Wo blühen wir auf und entfalten uns? Zeigen, was wir können?

Vielleicht lohnt da genaueres Hinsehen.
Unsere Natur will schließlich auch ausgelebt werden.

Mustermai

Der Mai macht ja bekanntlich alles neu und da dürfen es ruhig auch mal wieder neue Blickwinkel sein. Statt immer die selben alten (Wahrnehmungs-)Muster.

Deswegen frage ich mich den lieben langen Monat:
Welche Muster sehe ich, wenn ich ihnen eine Extraportion Aufmerksamkeit schenke? Was begegnet mir? Was passiert, wenn ich meine Umwelt durch diesen Filter betrachte?

Kein verbissenes Verfolgen, sondern ganz entspanntes Gucken. Damit kann ich genau jetzt und hier anfangen, muss nirgends hin oder irgendwas anders haben. Die Muster dürfen zu mir kommen, ich brauche ihnen nicht krampfhaft hinterher rennen. Weich bleiben und neugierig, das ist der Trick. Mal sehen, ob er glückt.

Macht wer mit?

Frisch

Alles fresh, frühlingsfresh.
Spaziergang am Wasser. Das Blau strahlt oben wie unten, an den Seiten wird das Grün mit jedem Tag dschungelhafter. So kommt der Straßenkrach kaum noch bis zum Ufer, ich kann ihn fast ausblenden beim Schlawenzeln auf den schmalen Pfaden. Kehre dem Asphalt für den Moment den Rücken, schaue stattdessen dem ruhigen Reiher zu, standhaft zwischen den eifrigen Enten. Und den Hummeln in den Nesseln, den Meisen in den Büschen, den Elstern in den Bäumen.
Gar nicht lang, aber doch genug, um selber wieder frisch zu werden.

Auftauen

Wieder warm und wach werden,
wieder rausgehen und hinsehen,
wieder aufatmen und austauschen.
Auf geht's.

Abtauen

Ist etwas zugefroren hier, so richtig warm werde ich mit diesen Seiten im März noch nicht. Statt mit aller Gewalt auf's Eis zu hauen, es zerschlagen zu wollen, in der Hoffnung, dass es dann wieder läuft, versuche ich es mal mit einer anderen Taktik. Eher so, wie wenn ich den Kühlschrank abtaue: abschalten, alles raus räumen, Tür offen lassen, abwarten. Vielleicht mit etwas warmen Wasser rumdampfen, maximal. Und dann etwas später wieder nachschauen, ob's frei ist. Kann ich nicht beschleunigen, muss ich geduldig sein. Ich sehe ja, was passiert. Drum lasse ich hier auch gerade mal alles ruhen, räume (innerlich) auf, mache die Tür weit auf und schaue so Anfang April mal nach, was sich getan hat. Die Märzsonne hat ja schon ordentlich Power, da löst sich sicher was auf. Ich warte mal ab, was der Frühling so mitbringt. Wir sehen uns dort.

Finale

Ein Monat geht zu Ende, eine Woche neigt sich dem Ende, der Tag endet. So ist das. Mal ist es ein fulminanter Abgang, eindrucksvoll und mit großer Wirkung, mal eher ein unspektakulärer, leiser Abschluss. Oft ist es so schnell vorbei, dass wir zum Ende hin überrascht sind, wie es denn schon wieder so unbemerkt und klammheimlich an uns vorbei huschen konnte. Und so vergeht ein Tag, eine Woche, ein Monat. Letztlich ein Jahr, vielleicht ein ganzes Leben, wenn wir nicht aufpassen. Heißt: Wenn wir nicht aufmerksam sind.
Deswegen lasst uns den Monat verabschieden und den Tag bewusst ausklingen, braucht ja nur einen kurzen Moment, ein paar lose Gedanken.
Wie ist es uns ergangen? Was nehmen wir gerne mit in den März, was darf zurück bleiben? Welcher Eindruck bleibt und welchen bleibenden Eindruck wollen wir im kommenden Monat hinterlassen?
Danke, Februar. Wir sehen uns bald, lieber März. Bis dann.